Sprache lernen

Wir sind fleißig am Sprache lernen. Rodney, einer der „ShapeLife-Mitarbeiter“, der auf dem Gelände der Liebenzeller Mission vor Ort wohnt, ist unser Lernhelfer und bringt uns mit viel Geduld Pidgin bei. Wir sind froh um den Kurs "Wie man Sprachen lernen kann", den wir vorbereitend in Toronto hatten. Jetzt können wir die Inhalte praktisch anwenden!

 

Nachfolgend eine kleine Einführung für alle, die sich fragen, was für eine Sprache wir da lernen. Weiterlesen lohnt sich, denn wir verraten weiter unten unser Lieblingswort!     

Hintergrundwissen "Pidgin Englisch"

Aus "Kauderwelsch Band 18, Pidgin Englisch für Papua-Neuguinea." von Albrecht G. Schäfer (Seiten 14-17):

„Nennen wir Pidgin English bei seinem einheimischen Namen Tok Pisin, dann sind wir seiner Entstehung auch gleich auf der Spur: Tok kommt von dem englischen „talk“ (sprechen, reden), und pisin oder bisin lässt sich auf die chinesische Verballhornung des englischen „business“ (Handel) zurückführen.

Eine Pidgin-Sprache, das verenglischte „pisin“, ist als anerkannter Begriff in die Sprachwissenschaft eingegangen, bezeichnet somit eine Geschäftssprache, eine „Lingua Franca“. Zunächst eine Hilfs-, Ersatzsprache zwischen mehreren Bevölkerungsgruppen, die sich nicht in des anderen Sprache verständigen können, wird Pidgin durch ständigen Gebrauch und vielseitigen Beitrag zu einer selbstständigen Sprache.

Genau das war bei dem Pidgin Englisch in Melanesien und insbesondere in dem heutigen Papua-Neuguinea der Fall. Zur Bewirtschaftung der Kokosplantagen in Samoa und der weiten Zuckerrohrfelder im australischen Queensland hatten die Weißen vor rund hundert Jahren [Anmerkung: eher 150 Jahre]  Hunderttausende von Arbeitskräften aus Neuguinea und den umliegenden Inseln rekrutiert. Das Tok Pisin half das Sprachgewirr zu überwinden. In Papua-Neuguinea gibt es laut letzten linguistischen Untersuchungen rund 720 eigenständige Sprachen [Anmerkung: andere Sprachen von 862; mehr 900; oder auch 1006.].

Die Verständigung zwischen Arbeitern und Aufsehern, die alle aus verschiedensprachigen Gebieten zusammenkamen, funktionierte schließlich dadurch, dass sie das Englisch der Verwalter ihrer eigenen melanesischen Grammatik und Sprechweise anpassten. Tok Pisin, eine neue Sprache war entstanden. Plantagenarbeiter wie Aufseher brachten das Pidgin zurück in ihre Heimatdörfer und verbreiteten es dort weiter. Mit der Ausdehnung der Plantagenwirtschaft auf andere Gebiete Neuguineas nahmen die Arbeiter einiges der regionalen Dialekte in das schnell aufbauende Pidgin-Vokabular auf. [...]

Tok Pisin verfügt heute über ein Vokabular von nur 1600 Wörtern, die Dinge beschreiben müssen, wofür im Englischen immerhin rund 6000 Vokabeln aufgeboten werden. Kein Wunder, dass es dabei oft genug zu langen, umständlichen und auch lustig klingenden Wortgebilden kommt. Schnell war Tok Pisin von den sich ablösenden Kolonialherren als „Bastardsprache“, „Busch-Englisch“ und „Baby-Talk“ lächerlich gemacht und dem andauernden ethnozentristischen Kulturbild hinzugefügt worden. Die deutschen Kolonialbehörden versuchten gar, das Pidgin zu verbieten, und selbst bei den Vereinten Nationen hatte die neue Sprache der Melanesier jahrzehntelange keine Chance anerkannt zu werden. All diesen Unterdrückungsversuchen zu Trotz hat sich Tok Pisin in all den Jahren ein immer größer werdendes Sprachgebiet erobert. Gegen Ende des 1. Weltkriegs war es schon so weit verbreitet, dass die Missionen es als ihre Lehr- und Erziehungssprache einsetzten.

Heute wird es auf allen Inseln, an der gesamten Nordküste, im Hochland, nach und nach auch im restlichen Papua-Neuguinea und im Grenzgebiet zum noch von Indonesien verwalteten West-Papua (Irian Jaya) gesprochen.

Als das Land 1975 seine Unabhängigkeit erlangte, wurde Tok Pisin neben Motu, der im Süden beheimateten Sprache, offiziell zur Nationalsprache erklärt. Sie ist ein wichtiges Instrument der Regierung geworden, sich im Land, in dem mittlerweile ein Drittel [Anmerkung: müsste deutlich höher sein] der rund 6 Millionen Einwohner Pidgin beherrschen verständlich zu machen. In den Medien und selbst im Parlament verdrängt die erst vor einigen Jahren von den UN anerkannte Sprache immer mehr das Standard-Englisch.“

 

Wie versprochen, wollen wir diejenigen belohnen, die den ganzen Artikel durchgelesen haben. Unser absolutes Lieblingswort bis dato heißt „giaman susu“:

„giaman“ heißt „lügen, Lügner“

„susu“ heißt „ Brust, (Mutter-) Milch“

„giaman susu“ heißt „Schnuller“ im Sinne von „gelogene Brust“